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Hundeschule
Cordova

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Presse Focus: Moderne Methoden der Hundeerziehung

von Lisa Kleine (FOCUS-online-Autorin)

Benimmtraining für Problemhunde: Stefanie Watzl und ihre ballearische Schäferhündin Sunny beim Begleithundetraining.

Lisa Kleine, FOCUS-Online Stefanie Watzl und ihre ballearische Schäferhündin Sunny beim Begleithundetraining

Stefanie Watzl und ihre ballearische Schäferhündin
Sunny beim Begleithundetraining

 

Auf dem Spaziergang knurrt er jeden an, springt vor Fahrradfahrer und muss an der Leine bleiben. Wenn Hunde problematisches Verhalten zeigen, hilft oft das Begleithundetraining. Für die Rettungshundeausbildung oder den Hundesport ist es ein Muss.
 

21 Tage hatte Sunny noch zu leben. Wie für viele Streuner in Spanien sollte die Tötungsstation für die ballearische Schäferhündin das letzte Zuhause sein. Dann kam Rettung. Zur Hochzeit ließ sich Stefanie Watzl aus München die acht Monate alte Hündin mit dem pechschwarzen Fell schenken. „Auf der Tötungsstation in Palma lebten um die 300 Hunde“, sagt Watzl: „Ich hatte große Schwierigkeiten zwischen ihnen einen auszusuchen.“ Zwei Jahre wohnte Sunny bei den Watzls auf Mallorca, bevor die Familie 2010 nach München zurückkehrte.
 

Mit dem Umzug kamen die ersten Probleme. Andere Hunde auf dem Bürgersteig akzeptierte Sunny nicht. „Sie ging auf jeden los.“ Sunny war schlecht sozialisiert – ein Härtefall. Gezüchtet als Herdenschutzhund lag ein Schutzinstinkt gegenüber Mitgliedern ihres Rudels bereits in ihren Genen. Teilweise sei diese Verhaltensweise aber auch aus der Unsicherheit gekommen, vermutet Watzl. Was war zu tun mit einem Hund, der angriffslustig auf jeden unbekannten Vierbeiner losging, der in der Stadt nicht spazieren gehen konnte, ohne, dass es Probleme gab? Die Münchenerin entschied sich, eine Hundeschule zu besuchen und Sunny zum Begleithund auszubilden.
 

Kein Muss, aber eine Chance

„Natürlich ist es kein Muss eine Begleithundeausbildung mit einem Hund zu machen“, sagt Astrid Cordova, Hunde-Sachverständige und Gespannprüferin für Blindenführhunde in München. Dennoch sieht sie die gemeinsame Arbeit als sinnvoll, weil sie sowohl dem Hund als auch dem Hundebesitzer nützt. Der Aufbau einer Bindung zwischen beiden ist zunächst das A und O in der Begleithundeausbildung. Der Hund lernt zuverlässig auf Hörzeichen zu reagieren: Fuß, Platz, Sitz und Hier gehören zum Standardprogramm. Auf diese Kommandos muss der Vierbeiner sowohl an der Leine als auch freilaufend hören. Er lernt jederzeit abrufbar zu sein und zu seinem Besitzer zurück zu kommen. Das soll es Hund und Halter ermöglichen, gut in der Öffentlichkeit, in der Bahn oder in größeren Menschenmengen klarzukommen.
 

Außerdem lernt der Hund, dass er beim Freilaufen, etwa in den Stadtgartenanlagen, nichts in Büschen, von Flussrändern oder dem Boden frisst, denn es besteht Vergiftungsgefahr. In letzter Zeit hätten Hundehasser viele Köder mit Rattengift ausgelegt, sagt Cordova.
 

Jeder Hund kann Benehmen lernen

„Was die Öffentlichkeitssicherheit anbetrifft sollte man als Hundehalter nie egoistisch, sondern seinen Mitmenschen gegenüber rücksichtsvoll sein“, erklärt die Hundetrainerin. Wenn sie in ein Fahrrad oder auf die Straße laufen oder sich mit größeren Hunden raufen, können auch kleine Vierbeiner Probleme machen. Daher sei das Begleithundetraining für kleine und große, alte und junge Hunde jeglicher Rasse geeignet, sofern sie körperlich gesund sind. Auch verhaltensgestörte und sehr ängstliche Tiere hat Astrid Cordova in ihrer Hundeschule bereits erfolgreich ausgebildet.
 

Ein Hund will wissen, wo er in seinem Rudel – der menschlichen Familie – steht. Auch wenn er jetzt in einem gemischten Rudel lebt, bleibt der Hund ein Hund und sollte nicht vermenschlicht werden. Trotzdem muss er erzogen sein. „Jeder Hund will eine Führung“, sagt Astrid Cordova. Der Mensch, der sie ihm nicht geben könne, bekomme irgendwann Probleme. Benehmen lernt der Hund heute über positive Verbindungen, vor allem über den Fress- und Spieltrieb. Leckerli sollten jedoch gezielt eingesetzt werden. Es geht nicht darum, dass der Hund ständig futtert. Am Anfang werden die Übungen durch Goodies oder gezielte Spielchen belohnt. Im Laufe der Zeit erhöht sich die Konzentration des Hundes und Leckerlis gibt es erst nach längeren Übungen.
 

Dreiviertel bis ein Jahr für die Ausbildung

„Je stärker der Hund ist, desto eher kann die Korrektur auch etwas konsequenter sein“, sagt Massimo Cordova. Kämpft der Hund spielerisch gern und hat viel Kraft, dann könne auch über den Kampfspieltrieb mit ihm gearbeitet werden. Trotzdem gilt hier erst recht: Wenn sein Besitzer anzeigt, dass Ende ist, muss der Hund gehorchen. Nach einem Hundebegleittraining sollten der Besuch im Restaurant, im Biergarten oder der Straßenverkehr kein Problem mehr für den Vierbeiner darstellen.
 

Ein noch unerfahrener Hundebesitzer und sein Tier brauchen für die Ausbildung in der Regel etwa ein dreiviertel bis ein Jahr. Zweimal wöchentlich üben Hund und Halter eine Stunde in der Schule und ansonsten auf dem Spaziergang. Danach kann der Vierbeiner die Begleithundeprüfung anschließen, die nach den Richtlinien des Verbandes für das Deutsche Hundewesen (VDH) geprüft wird. Hier werden das Verhalten im Verkehr – wenn er unbekannten Personen, Radfahrern, Autos, Joggern, Inline-Skatern oder Tieren begegnet – und das Wesen des Hundes geprüft. Außerdem muss der Hundehalter einen Sachkundetest ablegen. Wer vorhat, mit seinem Tier am Hundesport teilzunehmen oder es als Rettungshund ausbilden zu lassen, für den ist die bestandene Begleithundeprüfung die Voraussetzung.
 

Hunde haben Spaß am Lernen

 

Stefanie und ihre ballearische Schäferhündin Sunny

 

Sunny hat den Umgang mit anderen Hunden gelernt. Wie selbstverständlich sitzt sie einem Biewer-Yorkshire gegenüber, während sich sein Frauchen unterhält und lässt sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als der kleine Hund ihn anspringt. Noch vor zwei Jahren hätte sie es nie in einer Gruppe von unbekannten Hunden ausgehalten. Viele Einzelstunden und Übung hat es Stefanie Watzl und Sunny gekostet, bevor die Schäferhündin die Begleithundeprüfung abgelegt hat. Jetzt trainieren die beiden immer noch. „Sunny macht diese Übungen unglaublich gern“, sagt Watzl: „Sie will gefordert werden.“

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