von Hundeschule Cordova
Ist es möglich, den Hunden abzugewöhnen alles zu fressen, was sie draußen auf dem Boden finden? Ja, das ist möglich!
Die Münchner Tierrettung ist oft im Einsatz wegen vergifteter Hunde und Katzen. Tierkliniken sind auf solche Notoperationen eingestellt. 1999 gründeten wir zusammen mit einigen Hundeschulteilnehmern und in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Evelyne Menges (Stadträtin und Gründerin der Tierrettung München) den gemeinnützigen Hundesport- und Begleithundeverein „Basco“. Über diesen Verein starteten wir mehrere Initiativen, wobei eine davon mit der „Aktion Basco“ im Marienhof veranstaltet wurde. Sinn und Zweck dieser Aktion war, die Münchner Bevölkerung darauf aufmerksam zu machen, dass Hundehalter gewillt sind, die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner mit einem Plastiktütchen zu beseitigen. Damit wollte man bewirken, dass keine Konflikte wegen Verunreinigung durch Hundekot mehr entstehen und bei den Mitmenschen mehr Akzeptanz gegenüber Hundehaltern erlangt wird. In diesem Sinne fand auch eine Vorführung gut erzogener, öffentlichkeitssicherer Hunde mit deren fachkundigen Besitzern statt.
Heutzutage ist es selbstverständlich, dass beinahe jeder Hundehalter mehrere Tütchen mit sich führt, um das „große Geschäft“ ihrer Hunde zu beseitigen. Leider sind deswegen die Hundehasser nicht weniger oder ungefährlicher geworden. Nachrichten bestätigen, dass Hundehasser nicht nur im Münchner Raum tätig sind, sondern europaweit verstreut. Ja, man sagt: Es sind Hundehasser am Werk. Aber wer sind diese Hundehasser unter uns? Menschen, die Hunde nicht mögen, sind nicht gleich pauschal auch Hundehasser. Es sind Menschen, die keine Gefühle gegenüber Hunden besitzen, Kriminelle, die ernsthaft zu bekämpfen wären.
Im Jahr 1999 meldete sich eine Frau mit ihrem Bayerischen Gebirgsschweißhund-Mischling aus dem Tierheim bei mir zum „Grundkurs-Stufe 1“. Durch das Training wurde zwischen den beiden die Bindung verstärkt, und am Ende des Grundkurses waren sie bereits ein vertrautes „Team“. Stolz erzählte sie, wie dieser Hund ihre Tochter mit Knurren, heftigem Pfoten-Türkratzen und aggressivem Gebell geschützt hatte, als sie allein zu Hause war und ein fremder Mann die Haustüre mit Gewalt öffnen wollte. Der Jagdhundmischling bellte so lange, bis der Mann vertrieben und verschwunden war. Am letzten Schulungstag des Grundkurses sollte unsere damalige interne Prüfung stattfinden. Wer aber nicht erschien, war die Halterin mit ihrem mutigen Jagdhundmischling: Ihr Hund erlag einer Vergiftung, gleich nach einem Spaziergang. Leider waren die Übungseinheiten für das „Nicht-vom-Boden-Fressen“ erst im darauf aufbauenden „Grundkurs- Stufe 2“ vorgesehen.
Hierzu ist die Anerkennung des Hundes gegenüber seinem Menschen drinnen wie draußen nötig, und das funktioniert nur über effizient erlernte Unterordnungsschulung. Alle diese schrecklichen Tatsachen veranlassten mich, ein neues Konzept zum Schutz des Hundes, eingebaut in die Hundeausbildung, zu erarbeiten. Mit diesem Kurs wird die Basis für bewusstes und unauffälliges Verhalten in der Öffentlichkeit erarbeitet sowie lebensnotwendiges Verhalten des Hundes, u. a. „nicht selbstständig allein Straßen überqueren“ und „Nichts vom Boden fressen“. Dies wird zusammen mit ihren Besitzern antrainiert, und die Hundehalter werden dabei über die korrekte Führung ihrer Hunde im Straßenverkehr und in Parkanlagen geschult und informiert.
Tierrettung München e.V., Gründerin Dr. Evelyne Menges, Stadträtin
Für Hunde ist es „normal“, zu fressen was sie auf dem Boden finden, und die „Gefräßigsten“ unter den Hunden mit gewohnten Fresserfolgen draußen werden von sich aus nicht selbst „irgendwann damit aufhören“ , wie einige Hundehalter sich das gerne wünschten. Zurzeit besteht ein Trend mit dem Motto „Hunde sollen glücklich sein“. Damit wird oftmals verstanden, auf die Führung und Erziehung ihrer Hunde zu verzichten. Tatsache ist, dass viele Hundehalter nicht in der Lage sind ihre Hunde zu beeinflussen um verhindern zu können, wenn diese ihrem Fresstrieb nachgehen und sich weiter z. B. in Gebüschen ungestört „bedienen“ von dem, was sie da finden. Dabei handelt es sich oftmals um Hemmungen von Hundehaltern, ihre Vierbeiner in der Öffentlichkeit etwas lauter zu tadeln oder zu korrigieren.
Einige Hundebesitzer gehen spazieren ohne zu registrieren, was ihre Hunde hinter ihnen oder weit entfernt – außer Sichtweite – gerade treiben. Die Prävention wird ignoriert weil die Akzeptanz des Hundes gegenüber ihrer Bezugsperson fehlt. Einige Male passierte es schon, dass ich „Fressalien“ für meine Junghunde auslegte, um ihnen zu lernen, diese zu ignorieren und nicht aufzunehmen, währenddessen ein freilaufender Hund heranstöberte und blitzschnell verschlang, was ich eben ausgelegt hatte, ohne dass dies sein Besitzer bemerkte. Hunde, die alles fressen sind gesundheitlich gefährdet und gefährden auch die Gesundheit der Kinder im gleichen Haushalt mit eventueller Übertragung von Parasiten und anderen Krankheiten. Unerzogene Hunde verursachen bei deren Hundehaltern ständige Ängste, sie könnten irgendwann was Schlimmeres erwischen. In meinen Junghunde-Erziehungskursen lernen die Hunde mit ihren Haltern „nicht vom Boden zu fressen“ durch gezielte Übungen mit an verschieden Stellen ausgelegten „Köstlichkeiten“ wie zum Beispiel Leberwurstsemmeln, Salamischeibchen … Die Hunde lernen solche Verlockungen selbständig zu ignorieren, als wenn es nie anderes gewesen wäre. Dabei lernen auch die Hundehalter aus der Entfernung die Körpersprache ihrer Hunde besser zu erkennen und zu „lesen“. Oft berichten mir Hundehalter, dass dies, so wie auch das Straße überqueren des Hundes ohne Erlaubnis, kein Problem mehr darstellt.
Ich kann mit höchster Zufriedenheit feststellen und bin stolz darauf, dass kein einziger der von mir vollständig ausgebildeten Hunde, wegen von Hundehassern ausgelegten Giftködern oder wegen dem selbständigen, unerlaubten Überqueren einer Strasse, leiden oder gar ableben musste.
Mit hundefreundlichen Grüßen,
Eure Astrid Cordova