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Hundeschule
Cordova

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Dominanzverhalten und Kastrationen

von Hundeschule Cordova

Dieser Artikel wurde in einer Zeit verfasst (nicht allzu lange her), in der Kastrationen von Hunden nahezu „Mode“ waren. Oftmals wurden sie routinemäßig in Tierheimen durchgeführt, ohne hinreichende Gründe oder gar als vermeintliche „Heilmethode“ für sogenannte „schwierige“ Hunde. Inzwischen regelt das neue Tierschutzgesetz Kastrationen, und diese sind nur noch aus medizinischen Gründen erlaubt.

Zum Nachdenken

 

Neugierig-temperamentvolle Welpen werden leider häufig als „zu dominant“ wahrgenommen. Lebhafte Junghunde werden oftmals ebenfalls als „zu dominant“ bezeichnet, was dazu führt, dass Tierhalter ihnen eine Kastration nahegelegt bekommen, um die vermuteten Dominanzprobleme zu beheben. Solche Behauptungen sind nicht nur falsch, sondern auch verantwortungslos. Wenn sich jemand von diesen Aussagen betroffen fühlt, wäre es vielleicht an der Zeit, zu hinterfragen, ob der Beruf des Tierarztes oder Hundetrainers wirklich die richtige Wahl war.
 

Die überwältigende Mehrheit der Tierärzte spricht sich gegen unnötige Kastrationen aus – selbst wenn diese finanziell lohnend sein mögen. Der Vergleich von „dominanten Hunden“ mit „Problemhunden“ ist schlichtweg unzutreffend. „Echte“ ranghöhere Hunde sind selten. Die Mehrheit unserer Familienhunde sind vielmehr Hunde mit einem „normalen“ Wesen. Der „dominante“ Hund ist in der Regel ein selbstbewusster, stabiler Hund, dessen Verhalten leichter zu lesen ist.
 

Zeichnung von Astrid Cordova


 

Kastration im Junghundealter

 

Die Kastration im Junghundealter stellt einen Eingriff in das biologische Wachstum und die Entwicklung des Hundes dar. Bei Hündinnen sollte die Kastration – falls medizinisch nicht notwendig – nach der ersten oder idealerweise nach der zweiten Läufigkeit erfolgen. Bei Rüden empfiehlt sich eine Kastration nur in Ausnahmefällen, und zwar bei bestimmten Wesensmerkmalen wie:
 

✦ Gesteigerte Aggressivität gegenüber Artgenossen

✦ Rivalitätsverhalten (Kampfhundeigenschaft)

✦ Gesteigerter Fortpflanzungstrieb (Sexualtrieb)
 

Abgesehen von diesen drei Gründen für eine Kastration stellt jeder andere Rat zur Kastration aus anderen Erwägungen unnötige Eingriffe dar. Wird eine Kastration leichtfertig empfohlen, sollte man misstrauisch werden und sich fragen, ob man die richtige Hundeschule oder den richtigen Tierarzt gewählt hat. Verhaltensprobleme werden in den seltensten Fällen durch eine Kastration behoben. Vielmehr werden sie durch eine richtige, konsequente und einfühlsame Erziehung des Hundes gelöst.
 

Buchempfehlung: Kastration – ja oder nein?

Bitte beachtet dazu auch den Beitrag zu dem höchst lesenswerten Buch über “Kastration und Verhalten beim Hund” von Sophie Strodtbeck // Udo Gansloßer.
 

Das Buch „Kastration und Verhalten bei Hunden“ wurde von Fachtierärzten geschrieben und entspricht voll und ganz unserer überzeugten gedanklichen Einstellung auf Grund jahrzehntelangen Erfahrungen mit Hunden verbunden mit entsprechender Beratung in Sache Kastration. Seit Jahrzehnten haben wir (mein Mann und ich) kastrierte Hunde beobachtet und dabei festgestellt, dass es Vielen davon an Selbstbewusstsein mangelte. Kastrierte Rüden rochen nach Hündinnen und wurden ständig vom anderen Rüden stark belästigt. Andere, als erwachsene Rüden kastriert, waren genauso wie vor der Kastration: an läufigen Hündinnen sehr interessiert oder neigten nach wie vor ,mit Gleichgeschlechtlichen zu rivalisieren. Zu jung kastrierte Rüden und Hündinnen blieben in ihrem Verhalten infantile und dessen Köpfe waren kleiner im Verhältnis zur Körpermasse, wurden nie ganz erwachsen und von anderen Hunden anders eingeschätzt mit entsprechenden Reaktionen. Ende der 90iger Jahre fragte mich ein älterer Herr um eine Beratung, der in Besitz einer vier Monate „jungen“ Mischlingshündin war. Dieser Mann war vor seiner Pensionierung Chirurg. Während des Gesprächs sagte er plötzlich, dass seine Hündin einen Termin beim Tierarzt hat, um sie kastrieren zu lassen. Ich antwortete ihm, dass es bei einer Hündin mit vier Monaten nicht viel zu schneiden und herauszunehmen gäbe …. Auf diese Bemerkung reagierte er spontan mit: „dass stimmt!“. Dann erklärte ich ihm aus meiner Sicht die Folgen einer Kastration bezüglich negativer Auswirkungen für die körperliche und Wesensentwicklung des Hundes. Der ehemalige Chirurg stimmte mir sofort zu und schimpfte gleichzeitig über seinen Tierarzt, weil dieser auch sein langjähriger Freund war, von dem er sich nun übergangen fühlte. Darauf erklärte ich Ihm, dass es sicherlich keine Absicht von seinem Tierarzt gewesen wäre, ihn zu hintergehen, sondern er sah die OP wahrscheinlich aus der Sicht der Mediziner und nicht auch in der Sicht der Biologie, weil Hundewesen im erweiterten Sinn und Hundeverhalten nicht zu den Studienthemen eines werdenden Tierarztes gehörten. Das alte Tierschutzgesetz regelte noch nicht das Amputieren vom Körperteilen und Kastrationen von Hunden und so wurde es zur Routine, alle Hunde in Tierheimen zu kastrieren, um einer unkontrolliertem Vermehrung entgegen zu wirken (nebenbei bemerkt, auch willkommenes OP- Praktikum von werdenden Tierärzten). Daher ist es bedauerlich, dass sich heute noch viele Tierärzten keine Gedanken darüber machen, Hunde ohne trifige Gründe zu kastrieren. Das Buch „KASTRATION und Verhalten beim Hund“ bestätigt besser und fachlicher sinngemäß unsere Meinung und deswegen empfehlen wir gerne dieses Buch weiter – es ist einfach hilfreich und lesenswert…

 

Eure Astrid Cordova

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